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Pflegenotstand zieht teilweise Prämien für Beteiligte nach sich - ist das ungerecht?

Pflegekräfte fehlen an allen Ecken und Enden - auch auf den Intensivstationen. Um dem Einhalt zu gebieten, zahlen nun manche Kliniken Prämien - und das zieht teilweise Unmut auf sich.

Beispiele für Prämienzahlungen

Das Universitätsklinikum Gießen bezahlt aktuell Intensivpflegekräften 5.000 Euro Prämie - sehr zum Unmut der Beschäftigten. Begründet wird das von der Leitung des Unternehmens mit dem Pflegenotstand und der steigenden Zahl von Corona-Patienten. Wörtlich heißt es: "Bis wir den notwendigen Stand der Personalausstattung erreicht haben", werde die Prämie gezahlt.

Die Zahlung ist an Bedingungen geknüpft: Die Pflegekraft muss Vollzeit tätig sein und mindestens zwei Jahre lang bleiben. Die Auszahlung erfolgt nach Ende einer erfolgreichen Probezeit.

Die Begründung

Wie allen klar sein dürfte, ist die Zeit der Pandemie eine hohe Belastung für alle im Gesundheitswesen Beteiligten. Die Folge ist unter anderem ein hoher Krankenstand und auch das vermehrte Ausscheiden von Pflegepersonal aus dem Beruf.

"…angesichts der jetzt wieder ansteigenden Zahlen der COVID-19-infektionen ist es somit von essenzieller Bedeutung für die Versorgungspflicht, die das Uniklinikum in Gießen für die mittelhessische Region hat, zusätzliche Pflegekräfte zu gewinnen", so die Begründung des Klinikdirektors.

Teure Alternativen

Alternativen zu den mit Prämien angelockten Pflegekräften seien teure Leiharbeitskräfte. Diese sollen jedoch nicht zum Dauerzustand werden. Auch soll die hohe Belastung der Mitarbeiter im Intensivbereich nachhaltig reduziert werden.

Kritik der Gewerkschaft

Die Gewerkschaft Verdi kritisiert die Prämienzahlungen. Dies sei ein Affront, so der zuständige Gewerkschaftssekretär von Verdi Hessen. Seiner Meinung nach wäre es wichtiger, strukturell etwas zu verändern. Bessere Arbeitsbedingungen und deutlich höhere Löhne wären das Mittel der Wahl. Denn der hohe Fachkräftemangel sei dem Mangel an guten Arbeitsbedingungen geschuldet. Viele Beschäftigte reduzieren ihre Arbeitszeiten oder flüchten ganz aus dem Beruf.

Überlastung wird auch in der Politik wahrgenommen

Auch die Politik nimmt - leider aber nicht flächendeckend - zur Kenntnis, dass die Pflegekräfte überlastet seien. SPD-Gesundheitspolitikerin Claudia Moll, die selbst ausgebildete Altenpflegerin ist, sagte im ARD-Morgenmagazin, dass der Druck auf den Berufsstand immer höher werde, und das System nur noch durch Überlastung funktioniere. Dies könne so nicht aufrechterhalten bleiben.

Der frühere Chef des Verbandes der Intensivmediziner, Uwe Janssens, sieht ebenfalls zunehmende Probleme, da die versprochenen Verbesserungen im Bereich Arbeitsbedingungen und Bezahlung weiter auf sich warten ließen, und zwar nach jahrlangen Diskussionen und 19 Monaten Corona.



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