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Tarifwidrige Arbeitszeiterfassung: Mehrheit der Unikliniken hält sich nicht an neue Regelungen

Viele Unikliniken halten sich nicht an den geltenden Tarifvertrag zur Zeiterfassung. Das zeigt eine Umfrage des Marburger Bundes. Seit Januar 2025 gilt eine klare Regel: Arbeitszeiten von Ärztinnen und Ärzten müssen elektronisch und fälschungssicher erfasst werden. Doch das passiert leider selten.

Nur 17 Prozent der Befragten berichten, dass ihre Klinik die Arbeitszeiten wie vereinbart mit elektronischer Stechuhr erfasst. 62 Prozent geben an, dass nur Dienstpläne oder Soll-Zeiten dokumentiert werden - also keine echten Anwesenheitszeiten. 17 Prozent erfassen ihre Arbeitszeit sogar noch per Hand, und bei vier Prozent wird gar nicht erfasst.

Diese Zahlen bestätigen, dass viele Kliniken die vereinbarte Regelung nicht umsetzen.

Ärztinnen und Ärzte fühlen sich überlastet und nicht wertgeschätzt

Diese nicht ausreichende Zeiterfassung hat konkrete Folgen: Viele Ärztinnen und Ärzte arbeiten deutlich mehr als geplant und bekommen dafür weder Freizeitausgleich noch Bezahlung.

Fast die Hälfte der Befragten gibt an, dass sie Überstunden nachträglich genehmigen lassen müssen. In vielen Fällen wird sogar erwartet, dass diese gar nicht gemeldet werden. Selbst wenn Überstunden gemeldet werden, werden diese oftmals nicht berücksichtigt. 11 % der Ärztinnen und Ärzte geben an, dass mehr als 10 Stunden Mehrarbeit pro Woche einfach "unter den Tisch fallen".

Arbeitszeitprobleme belasten Gesundheit und Privatleben

Die schlechte Erfassung der Arbeitszeiten wirkt sich spürbar auf das Leben vieler Ärztinnen und Ärzte aus. Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie dadurch weniger Zeit zur Erholung haben und das Privatleben eingeschränkt werde. Familiäre Verpflichtungen oder soziale Kontakte bleiben auf der Strecke.

57 % der Befragten berichten ebenfalls von einer sinkenden Motivation in ihrer beruflichen Tätigkeit, und mehr als die Hälfte fühlt sich dauerhaft ausgepowert und sieht die Gefahr eines künftigen Burn-outs. Nur ein geringer Anteil von 12 % gibt an, dass die mangelhafte Zeiterfassung keine negativen Folgen für sie habe.

Wie diese Zahlen belegen, bleibt die fehlende Anerkennung der geleisteten (Mehr-)Arbeit nicht ohne Folgen. Das persönliche Wohlbefinden und auch die langfristige Leistungsfähigkeit des medizinischen Personals leiden erheblich unter diesen Umständen.

Forderungen des Marburger Bundes

Der Marburger Bund fordert, dass die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) auf ihre Mitglieder einwirkt, da die vereinbarten Regelungen klar seien. Die Kliniken hätten angemessen Zeit gehabt, sich technisch darauf vorzubereiten.

Ab 2026 soll die Wochenarbeitszeit an den Unikliniken auf 40 Stunden sinken. Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss die genaue Erfassung der Arbeitszeiten gewährleistet sein, sonst lässt sich diese Änderung nicht kontrollieren.