In Deutschland wurde ein alarmierender Anstieg der Krankmeldungen verzeichnet, was zu großen Sorgen in den Führungsetagen von Unternehmen führt. Insbesondere der CEO der Allianz, Oliver Bäte, hat auf die Situation hingewiesen und betont die Notwendigkeit, Maßnahmen zur Reduzierung der Krankheitskosten zu ergreifen.
Die Krankmeldungen in Deutschland erreichten im Jahr 2024 laut der Techniker Krankenkasse einen neuen Höchststand. Von Januar bis November waren Arbeitnehmer im Schnitt 17,7 Tage krankgeschrieben, was einen dramatischen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren darstellt.
Beispielsweise wurden im Zeitraum 2022 durchschnittlich 17,4 Fehltage und 2021 nur 13,2 Fehltage erfasst. Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Krankenstand seit der Corona-Pandemie kontinuierlich steigt, da vor der Pandemie die durchschnittlichen Fehltage bei 14,1 Tagen lagen.
Bäte plädiert für die Wiedereinführung von Karenztagen. Arbeitnehmer würden in den ersten Tagen einer Krankheit kein Gehalt erhalten, und eine Lohnfortzahlung erst nach einer bestimmten Wartezeit, etwa der Einreichung eines Krankenscheins, beginnen. Diese Regelung, die in den 1970er Jahren in Deutschland abgelehnt wurde, könnte eine mögliche Lösung darstellen, um die hohen Krankheitskosten im deutschen Sozialsystem zu senken.
Die Debatte über Karenztage ist nicht neu. Experten wie Monika Schnitzer, die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, haben bereits in der Vergangenheit angeregt, diese Regelung zu prüfen. In mehreren europäischen Ländern sind Karenztage gängige Praxis, bei denen Arbeitgeber in den ersten Krankheitstagen keine Lohnfortzahlung leisten. Es stellt sich die Frage, ob ein ähnliches Modell auch in Deutschland rechtlich und sozial tragbar wäre.
Aktuelle Schätzungen zeigen, dass Unternehmen in Deutschland jährlich rund 77 Milliarden Euro für die Löhne kranker Mitarbeiter aufwenden. Zusätzlich tragen die Krankenkassen 19 Milliarden Euro, was insgesamt etwa 6 Prozent der gesamten Sozialausgaben entspricht. Zum Vergleich: Der europäische Durchschnitt liegt lediglich bei 3,5 Prozent.
Der Anspruch auf Lohnfortzahlung gilt für alle Beschäftigten, gleich, ob es sich um sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse, Minijobs oder geringfügige Beschäftigungen handelt. Selbst bei geringfügig Beschäftigten sorgt das deutsche Arbeitsrecht dafür, dass diese im Krankheitsfall ihren vollen Lohn erhalten.
Fazit zur Diskussion um KarenztageDie Diskussion um die Wiedereinführung von Karenztagen ist komplex und umstritten. Während Unternehmerverbände eine Lösung suchen, um übermäßige Krankmeldungen zu reduzieren und das sogenannte "Blaumachen" zu verhindern, bleibt unklar, ob die gesellschaftliche Akzeptanz für eine solche Regelung in der heutigen Zeit vorhanden ist.
Der hohe Krankenstand und die damit verbundenen Kosten erfordern jedoch dringend eine gesellschaftliche und politische Debatte über mögliche Reformen im deutschen Gesundheitssystem.