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Spekulationsobjekt "Arztpraxis" - die Renditenjagd der Investoren

Immer mehr Arztpraxen in Deutschland gehören mittlerweile Finanz- und Großinvestoren. Die Entwicklung der Renditenjagd im Gesundheitswesen sehen Ärztinnen und Ärzte kritisch. Besonders in den Bereichen der Frauen- und Augenheilkunde erwiesen sich, nach Studien des IGES-Instituts in Bayern, ein Honorarvolumenanstieg von etwa 16 Prozent in Investoren-Praxen. Verleiten die hohen Gewinne der investorengeführten Praxen zur Vernachlässigung der Grundversorgung von Patienten?

Höhere Rendite, Rechtsgutachten und der Preis des Gewinns

Investorenbetriebene medizinische Versorgungszentren (kurz MVZ) könnten bei der Jagd auf Rendite die Grundversorgung der Patienten aus den Augen verlieren, was zu deren Lasten fallen würde.

Ein Anhaltspunkt für diese These bietet das genannte IGES-Institut Studie, die den Anstieg des Honorarvolumens in MVZs dokumentierte.

Der höhere Umsatzdruck, der in diesen Versorgungszentren herrscht, führt zur Vernachlässigung von Leistungen mit niedrigerem Umsatz. So wurde in einer vorherigen IGES-Studie innerhalb der Zahnmedizin festgestellt, dass sich Gefahren für das Patientenwohl ableiten ließen.

Inhaber und der Interessenverband der MVZ im zahnmedizinischen Bereich wiesen die Befürchtungen zurück und argumentierten, dass die gesetzliche Therapiefreiheit stets geachtet würde und das effiziente Praxismanagement höhere Behandlungsqualitäten zuließe.

Mögliche Fehl- oder Überversorgung von Patienten

Eine Tendenz zur Fehlversorgung von Patienten, geschuldet den hohen Renditen und Umsätzen, sieht der Vorstandsvorsitzende der KZBV, Dr. Wolfgang Eßer.

So würden beratungsintensive Leistungen und vulnerable Gruppen vernachlässigt. Laut den Datenerhebungen des BNZK zeigten sich jedoch "nennenswerte" Erhöhungen der gesetzlich Krankenversicherten, nach der Übernahme durch Investoren.

Rund 14 Großinvestoren in deutschem Gesundheitswesen tätig

Die KZBV untersuchte und beobachtete die Entwicklung der Übernahme von Investoren und stellte fest, dass sich 14 verschiedene Investoren identifizieren ließen. Viele der gefundenen Finanzinvestoren stammen aus der EU, einige jedoch auch von der Kanalinsel Jersey oder aus Bahrain im Persischen Golf. Die Undurchsichtigkeit der berechtigten Personen, denen ein Großteil des Umsatzes zufließt, stößt primär dem Ärzteverband sauer auf.

Bessere Erkennbarkeit der Verantwortlichen gefordert

So fordert nicht nur die KZBV, sondern auch der Ärzteverband eine bessere Erkennbarkeit anhand von Transparenzregistern. Somit solle jedem Patienten die Möglichkeit gegeben werden, zu erfahren, wem der wirtschaftliche Gewinn einer Behandlung zufließt und ob die Arztpraxis als MVZ gilt. Da die Spekulationen mit den Arztpraxen häufig in erneuten Verkäufen enden, trat der Vorschlag für eine rechtliche Beschränkung in den Vordergrund. Ebendiese Regelung soll den Wiederverkauf binnen fünf Jahren verbieten und dem Berechtigten die Zulassung entziehen, wenn die Mehrheit der Gesellschaftsanteile einer MVZ veräußert wurden.

Diese Beschränkung wäre nicht die Erste ihrer Art. Bereits mehrfach wurden gesetzliche Beschränkungen getroffen, die die Teilnahme einer MVZ in der ambulanten Versorgung regelten.

Bundesgesundheitsministerium diskutiert über schärfere Einschränkungen

Zusätzlich zu den bereits getroffenen Einschränkungen für Arztpraxen und Versorgungszentren in Investorenhand werden die laut gewordenen Forderungen des Ärzteverbandes besprochen. So heißt es vonseiten des Bundesgesundheitsministeriums, dass die vorherrschenden Schutzvorkehrungen mit der Annahme, dass MVZs eine Gefahr für Integrität, Qualität sowie Wirtschaftlichkeit der ärztlichen Tätigkeiten und dem Risiko des Abbruchs einer flächendeckenden Versorgung, begründet werden.

Ob und wie neue Schutzvorkehrungen getroffen werden, ist bis dato nicht geklärt. Daher bleibt abzuwarten, wie sich die Situation im deutschen Gesundheitswesen, bezüglich der investorengeführten medizinischen Versorgungszentren, entwickelt.

Um die Erhebung neuer Daten zu gewährleisten, werden Gutachten durchgeführt und besprochen.



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