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Führungskultur in der Medizin: Warum ein Kulturwandel jetzt gelingen muss

Artikel vom 22.10.2025

In einem hellen Krankenhausflur spricht ein interdisziplinäres Team aus Ärztinnen und Ärzten in ruhiger Atmosphäre über Führungsverantwortung und Zusammenarbeit. Das Bild vermittelt Professionalität, Vertrauen und eine moderne Teamkultur in der Medizin.

Der Marburger Bund Hamburg hat mit der Frage nach Führungsstrukturen in der Medizin eine breite Diskussion ausgelöst. Eine voll besetzte Veranstaltung, umfangreiche Medienberichte und zahlreiche Rückmeldungen aus Kliniken zeigen, dass das Thema der Diskriminierung, des Machtmissbrauchs und Herabwürdigungen allgegenwärtig ist.

Die Resonanz bestätigt die Vermutung: Diese Themen sind vielerorts Realität und werden von Betroffenen wie von Beobachtenden als gravierendes Problem beschrieben.

Anlaufstellen und Rechte: Schutz und Beratung für Betroffene

Für von sexistischer, rassistischer oder homophober Diskriminierung betroffene Personen steht ein Instrumentarium innerhalb betrieblicher und berufspolitischer Strukturen bereit. Betriebs- und Personalräte fungieren hier als erste Anlaufstellen, und zusätzlich bietet der Marburger Bund als Gewerkschaft rechtliche Beratung, um Vorgehensweisen zu klären und Schutzmöglichkeiten zu prüfen.

In Hamburg kommen weitere Kanäle hinzu: Die Weiterbildungsabteilung der Ärztekammer nimmt Hinweise zu Missständen in der fachärztlichen Qualifizierung auf, regelmäßig durchgeführte Prüfungen liefern belastbare Daten, und die Ärztliche Anlaufstelle gegen Diskriminierung bündelt Meldungen sämtlicher Formen der Benachteiligung.

Kulturwandel aus der Basis: Verantwortung im Klinikalltag

Die Debatte macht deutlich, dass Lösungen nicht allein von Verbänden oder Kammern vorgegeben werden können. Diese Institutionen schaffen zwar einen Rahmen, geben Impulse und prüfen Beschwerden, doch Veränderungen benötigen die Mitwirkung der Betroffenen und Beschäftigten.

Kulturwandel entsteht aus der Basis, verstärkt durch klare Regeln und konsequentes Handeln vor Ort. Dort, wo Macht in Hierarchien verfestigt ist, sind Zivilcourage, solidarisches Eingreifen und ein Klima erforderlich, das Missstände nicht relativiert, sondern aufdeckt.

Fortbildung und Führung: Wege zu einer zukunftsfähigen Arbeitskultur

Parallel setzt die Ärztekammer auf Angebote für Führungskräfte, die Sensibilität für respektvolle, vielfältige und zukunftsfähige Arbeitskulturen fördern sollen. Schulungen, Feedbackformate und transparente Verantwortlichkeiten können einen Rahmen schaffen, in dem sich Teams sicher bewegen und Konflikte frühzeitig adressiert werden.

Internationaler Vergleich: Lernen von dynamischen Systemen

Im internationalen Vergleich fällt auf, dass jenseits des deutschsprachigen Raums Ausbildung und Weiterbildung häufiger als zentrale Gestaltungsaufgabe verstanden werden. Innovation und Veränderungsbereitschaft erhalten dort ein höheres Gewicht, während hierzulande Routineprozesse dominieren, hinter denen belastende Praktiken fortbestehen.

Dieses Gefälle wird vom Marburger Bund als Ansporn gesehen, eigene Strukturen kritischer zu prüfen und Lernimpulse aufzunehmen.

Von Hamburg zur Bewegung auf Bundesebene

Für die kommenden Monate zeichnet sich ein doppelter Ansatz ab. Einerseits soll das Thema weiterhin öffentlich sichtbar bleiben, verbunden mit Beratung, Vernetzung und der Bündelung von Fällen. Andererseits soll der Impuls in andere Landesverbände und den Bundesverband ausstrahlen, damit aus der regionalen Debatte eine bundesweite Bewegung wird.

Ziel ist ein grundlegender Wandel der Führungskultur, der Verantwortung verteilt, Schutzmechanismen wirksam macht und die Weiterbildung als strategische Aufgabe begreift. Die Weichen sind gestellt, nun entscheidet die Umsetzung in den Kliniken.