Artikel vom 05.11.2025
In Sachsen denken viele Ärzte darüber nach, früher Schluss zu machen. Nicht, weil ihnen der Beruf gleichgültig wäre, sondern weil ihnen die Kräfte fehlen.
Eine Studie der Universität Leipzig hat das jetzt schwarz auf weiß gezeigt. Burnout ist kein Randthema mehr, sondern ein Grund, den Kittel früher an den Haken zu hängen.
320 Ärzte, die in der direkten Patientenversorgung arbeiten, haben an Befragungen in den Jahren 2020 und 2024 teilgenommen. Erfasst wurden das persönliche Belastungsniveau, das Ausmaß der Erschöpfung sowie die Frage, ob ein vorgezogener Ruhestand in Betracht kommt.
Zur Messung nutzte das Team das "Copenhagen Burnout Inventory". Der Fragebogen bildet Erschöpfung in mehreren Bereichen ab: im beruflichen Alltag, im Kontakt mit Patienten und im privaten Umfeld.
Die Ergebnisse fallen deutlich aus. Knapp zwei Fünftel der Befragten denken über einen früheren Ausstieg nach. Besonders häufig betrifft das Ärzte mit anhaltend hohen Erschöpfungswerten.
Der Copenhagen Burnout Inventory, kurz CBI, wurde entwickelt, um das Thema Erschöpfung greif- und sichtbar zu machen. Es ist kein theoretisches Modell, sondern ein Fragebogen, der aus der Praxis kommt.
Er fragt nach drei Dingen: Wie müde fühlt man sich insgesamt? Wie sehr belastet die Arbeit selbst? Und wie stark zehrt der tägliche Umgang mit Patienten an den Kräften?
Das Besondere daran ist, dass der CBI nicht nur zeigt, dass die Erschöpfung vorhanden ist, sondern auch, wo sie herkommt. Wo ältere Verfahren oft allgemein blieben, verbindet dieses Instrument die Symptome direkt mit der Arbeitssituation.
Das Ergebnis ist eindeutig: Nicht der Patient macht müde, sondern das Umfeld: der Papierkram, Personalmangel, Schichtdienste und der ständige Druck, nichts übersehen zu dürfen. All das geht an die Substanz.
Man kann es drehen, wie man will: Wenn Ärzte innerlich leer sind, bleiben weder Kollegen noch Patienten und schon gar nicht die Betroffenen selbst, verschont.
Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass Belastung kein Randthema mehr ist, sondern ein fester Bestandteil des ärztlichen Alltags. Um dem Trend entgegenzuwirken, braucht es Veränderungen, die mehr sind als gute Vorsätze.
Daraus ergeben sich konkrete Schritte: bessere Planung, weniger Bürokratie und mehr Zeit für das, was Medizin im Kern ausmacht, nämlich die Arbeit mit Menschen.