Artikel vom 30.07.2025
Nach dem Studium sammeln viele Mediziner zunächst Berufserfahrung in einer Klinik. Irgendwann steht die Frage im Raum: Bleibe ich angestellt oder wage ich den Schritt in die Selbstständigkeit mit eigener Praxis?
Diese Entscheidung fällt heute weniger eindeutig aus als noch vor Jahren. Eine aktuelle Umfrage deutet darauf hin, dass etwa jeder fünfte Praxisinhaber sich rückblickend eher für eine Festanstellung entscheiden würde.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Der Alltag in einer eigenen Praxis ist längst nicht mehr nur von medizinischer Arbeit geprägt. Die Bürokratie hat zugenommen, insbesondere durch komplexe Abrechnungsverfahren, strenge Dokumentationspflichten und ständige Rückfragen von Krankenkassen.
Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Die politischen Rahmenbedingungen ändern sich häufig. Das erschwert langfristige Planungen und sorgt bei vielen für Unsicherheit.
In der Festanstellung erleben viele den Berufsalltag als klarer strukturiert und entlastender. Die medizinische Arbeit steht im Vordergrund, während Organisation, Abrechnung und wirtschaftliche Verantwortung meist bei der Klinik- oder Praxisleitung liegen.
Gerade jüngere Kollegen empfinden das als Vorteil. Sie möchten Zeit für ihre Patientinnen und Patienten haben, ohne sich parallel um Personal, Finanzierung oder rechtliche Fragen kümmern zu müssen.
Ein fester Arbeitsvertrag bringt viele praktische Vorteile mit sich: geregelte Arbeitszeiten, planbares Einkommen und die Möglichkeit, Job und Familie besser aufeinander abzustimmen. Auch die Grenze zwischen Berufs- und Privatleben lässt sich in der Anstellung meist klarer ziehen als im eigenen Betrieb.
Diese Faktoren machen die Anstellung für viele attraktiv - nicht nur am Anfang der Karriere.
Trotzdem entscheiden sich viele weiterhin bewusst für die Niederlassung. Wer selbstständig arbeitet, kann Inhalte und Strukturen der eigenen Tätigkeit deutlich freier gestalten.
Das betrifft etwa die Wahl medizinischer Schwerpunkte, die Gestaltung der Sprechzeiten oder die Art des Patientenkontakts. Für viele ist genau das der Reiz: Die Möglichkeit, medizinisch unabhängig zu arbeiten und eigene Vorstellungen umzusetzen.
Der Aufbau einer eigenen Praxis bringt finanzielle Chancen mit sich, sofern die betriebswirtschaftlichen Grundlagen stimmen. Wer frühzeitig lernt, wie Abrechnung, Budgetierung und Controlling funktionieren, kann gut davon leben.
Allerdings: Solche Themen kommen im Medizinstudium meist zu kurz. Viele Ärzte holen sich deshalb Unterstützung bei Verbänden oder spezialisierten Beratern, die den Weg in die Selbstständigkeit begleiten.
Damit mehr junge Ärzte die Niederlassung in Betracht ziehen, müssen sich die äußeren Bedingungen verbessern. Weniger Bürokratie, stabilere gesetzliche Vorgaben und gezielte Förderangebote würden den Schritt in die Selbstständigkeit erleichtern.
Solange sich gesetzliche Regelungen regelmäßig ändern und der Aufwand rund um den Praxisbetrieb weiter steigt, bleibt die Entscheidung für die eigene Praxis eine Herausforderung.
Ob Anstellung oder Selbstständigkeit: beide Modelle haben klare Stärken. Wer strukturiert arbeitet, informiert entscheidet und sich rechtzeitig Unterstützung holt, kann auf beiden Wegen zufrieden und erfolgreich arbeiten.
Entscheidend ist, dass Ärzte die Freiheit haben, den Weg zu wählen, der zu ihren persönlichen Zielen und Lebensvorstellungen passt.